Maltodextrin
Malto-was? Manche von euch haben vielleicht schon einmal von Maltodextrin gehört. Dabei handelt es sich um ein Gemisch von Kohlehydraten welches durch Säure und Enzyme aus Stärker herausgespalten (hydrolysiert) wird.
Das Wort Maltodextrin setzt sich aus Maltrose – also Malzzucker – und Dextrose – also Traubenzucker – zusammen. Der Ursprung der genutzten Stärke kann sich unterscheiden und kann im Endeffekt aus Kartoffeln, Getreide (inkl. Reis und Mais) hergestellt werden.
In der Lebensmittelindustrie wird Maltodextrin inzwischen sehr häufig angewendet, da es als Konservierungsmittel, Füllstoff, Streckmittel und Stabilisator verwendet wird. Nicht nur dass: Es dient auch als Geschmacks und Geruchsverstärker. Oft findet man Maltodextrin in Fertigprodukten aus der Tüte (von Suppen bis zum löslichen Cappuccino), in Süßigkeiten, in Kindernahrung, Wurst. In fettreduzierten Lightprodukten wird es ebenfalls eingesetzt. Und schließlich in der Sportlerernährung (Getränke, Riegel, Pulver, etc.) und auch in Nahrungsergänzungsmitteln für Menschen, die z.B. aufgrund von Erkrankungen an Gewicht zu nehmen müssen. Pro 100g enthält es etwa 400 kcal. 1
Es ist im Endeffekt eine Art Zucker, die dem Körper zusätzliche Energie zufügt und übernimmt die selbe Aufgabe , wie Kartoffeln, Nudeln, etc – nur in konzentrierter Form. Dadurch, dass es aber als geschmacksneutral gilt, fällt es in den Produkten nicht so auf. Diabetiker haben hier doch einen Nachteil, sofern sie diese Produkte häufiger zu sich nehmen. ²
Die Krux an der Geschichte ist: Maltodextrin muss nicht zwangsweise deklariert werden, da es meist als Trägerstoff eingesetzt wird. Es ist nicht einmal Pflicht, selbst wenn das Maltodextrin aus Weizen hergestellt wurde, obwohl es inzwischen viele Menschen gibt, die darauf allergisch reagieren. Aber da der Weizen so sehr aufgesplittet wurde, dass nur noch ein Restbestand existiert, gilt es als ungefährlich (so wie es im Hypoallergenen Futter für Tiere gemacht wird). https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittel-kennzeichnung/pflichtangaben/allergenkennzeichnung.html
Und weil es in seiner Rolle als Trägerstoff oder Hilfsmittel nicht deklariert werden muss, wird es sehr gern in Nahrungsergänzungsmitteln, wie z.B. Pflanzenextrakten verwendet. https://www.lebensmittelklarheit.de/informationen/was-die-zutatenliste-verraet-und-wo-sie-schweigt Und deshalb spielt Maltodextrin auch in der Tierernährung eine Rolle!
Die Sache mit der Deklaration von Lebensmitteln und Tierfutter ist immer so eine Sache. Ich habe viele Stunden meines Lebens in die Auseinanderklamüsterung von Tierfutter gesteckt und bin immer wieder geschockt, was da vor sich geht. Maltodextrin ist mir erst in den letzten paar Jahren in die Augen gestochen, als ich mich u.a. mit Vitalpilzen beschäftigt hatte. Immer wieder fand ich angeblich hochwertige Produkte, welche dann allerdings mit Maltodextrin angereichert waren und ich war sofort davon ab diese Produkte zu empfehlen. Nun muss aber dieser Inhaltsstoff nicht deklariert werden und mir wurde bewusst: Nur weil auf der Packung nichts davon steht, heißt es nicht, dass es nicht enthalten ist.
Ist Maltodextrin schlecht?
Das kann ich nun nicht so genau beantworten. Gesundheitlich ist es so eine Sache und dafür gibt es meines Wissen nach keine klaren Aussagen. Aber wir verlassen und gern auf Statistiken und Expertenmeinungen. Sicherlicht gibt es Vorteile für den Einsatz, gerade im Sport und in der Medizin. Aber im Endeffekt handelt es sich wieder um ein hochprozessiertes Produkt, wo sich immer wieder die Frage stellt, wie Gesundheitsfördernd diese Produkte auf lange Zeit gesehen sind.
Wo ich Maltodextrin kritisch sehe, ist die Verbrauchertäuschung. Es muss nicht deklariert werden, hat aber doch einen Einfluss auf das Produkt (und wenn es als Konservierungsmittel oder Geschmacksverstärker ist).
Aber – Wenn es als Füllstoff genutzt wird und dieser dann nicht einmal deklariert werden muss… ich habe Nahrungsergänzungsmittel gesehen, in dem nur 32 % der Inhaltsstoffe deklariert wurden – der Rest sind Füllstoffe (und meine Vermutung liegt auf Maltodextrin). Im Endeffekt könntet ihr denken, ihr kauft eine tolle Vitaminmischung für viel Geld und denkt, ihr nehmt jeden Tag super viele Nährstoffe zu euch. Dabei ist der Hauptbestandteil ein Füllstoff, der nichts tut, außer eurem Körper Energie zuführen.
Und um zur Tierernährung zurück zu kommen: 2017 wurde Maltodextrin als Sicher in der Tiernahrung eingestuft und wird seither häufiger eingesetzt.³
Gerade Hundebesitzer kennen getrocknete Leckerlies. Schweineohren, Pansen, Lunge, Kauknochen, etc. Sobald das Produkt mit Maltodextrin oder einer anderen Zutat vermischt oder angereichert wird, sieht es zum einen für den Menschen hübscher aus, riecht eventuell nicht so stark ist oft länger haltbar (da viele gängige Kauprodukte aus dem asiatischen Raum kommen).4
Tierfutter ist in der Regel mit 7 % Umsatzsteuer besteuert. „Dem ermäßigten Steuersatz für Tiernahrungsprodukte nach § 12 Abs. 2 Nr. 1 UStG unterliegen Rückstände und Abfälle der Lebensmittelindustrie und zubereitetes Futter (Anlage 2 zum UStG lfd. Nr. 37 bzw. Kapitel 23 des Zolltarifs) sowie Mägen von Hausrindern und Hausgeflügel (Anlage 2 zum UStG lfd. Nr. 5 Buchst. a bzw. Position 0504 des Zolltarifs) und rohe Knochen (Anlage 2 zum UStG lfd. Nr. 5 Buchst. c bzw. Position 0506 des Zolltarifs).“5
Das heißt: Tierfutter und Leckerlies, die mit einem anderen Zusatzstoff angereichert wurden, sowie Mägen (also auch Pansen) und rohe (!) Knochen werden mit dem reduzierten Steuersatz versehen – der Rest mit 19 %. Rohes Fleisch und Innereien sind auch in der Lebensmittelindustrie mit 7 % versteuert, weshalb dies für den Tiernahrungsbereich vermutlich übernommen wurde.
Bei 1000 verkauften Schweineohren, die im Laden vielleicht € 2,00 pro Stück kosten, der Umsatz also bei € 2000,00 liegt, hat der Verkäufer bei Produkten, die mit Maltodextrin (oder einem anderen Stoff versehen sind, Nettoeinnahmen von € 1869,16 im Vergleich zu € 1680,67 für Produkte ohne Maltodextrin (oder andere Zutaten).
Dieses Phänomen kennt ihr vielleicht noch vom Kaffee: Vor einigen Jahren ist herausgekommen, dass manchen Kaffeeröstereien dem Kaffee bis zu 10 % Maltodextrin zusetzen mit dem Resultat, dass 100 %-iger Arabica-Kaffee mit 19 % versteuert wurde und der mit dem Maltdextrinzusatz mit 7 %. Beide Sorten Kaffee kosteten den Verbraucher aber gleich viel Geld. Die Gewinner waren die Verkäufer und Hersteller. Heute zahlt man auf Kaffee im Supermarkt, meines Wissen nach, immer 7 % Mehrwertsteuer, egal ob Kaffee-Mischung oder reiner Kaffee.
Ich möchte Maltodextrin nun nicht komplett verteufeln. Es mag in manchen Situationen Sinn machen – gerade wenn Mensch und Tier zusätzliche Energie benötigen und auf andere Weise einfach nicht genug zu sich nehmen (können). ABER: Maltodextrin ist hoch prozessiert und hat wenig mit der Ursprungssubstanz zu tun. Es ist weit weg von der Natur. Wie oft ließt man, dass hochprozessierte Lebensmittel gesundheitsschädlich sein können (wenn sie im Übermaß zu sich genommen werden). Plus: Die Sache mit dem Steuersatz. Das ist für mich einfach ein Trick, um mehr Geld zu machen. Auch das ist irgendwie verständlich, wenn das Gesetz dem Hersteller diese Möglichkeit anbietet. Der Kunde bekommt es ja nicht mit und aus unternehmerischer Sicht macht es auch Sinn.
Aber… Es hat doch irgendwie ein Geschmäckle – vor allem, weil es für den Endverbraucher oft nicht ersichtlich ist, das ein Zusatzstoff eingesetzt wurde, der weder sichtbar ist noch deklariert werden muss.
Was ist eure Meinung dazu?
Quellen (besucht am 12.7.2023):
- https://www.vgms.de/staerkeindustrie/lebensmittel/maltodextrine/
- https://ostrovit.com/de/blog/warum-ist-maltodextrin-in-lebensmitteln-enthalten-ist-sie-schadlich-1639120018.html
- https://doodlehundefreund.de/ist-maltodextrin-sicher-fuer-hunde-2022/
- https://www.youtube.com/watch?v=P3XlBSuovKg
- https://datenbank.nwb.de/Dokument/201060/
- https://input-barf.de/Kurzer-Exkurs-zum-Industriefutter:_:15.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Maltodextrin