Veganes Hundefutter

Ist veganes Hundefutter gut für meinen Hund?

Hallo ihr Lieben,

wenn ihr heute durch den Supermarkt geht, dann ist es nicht mehr zu übersehen, dass veganes und vegetarisches Essen für uns Menschen ein richtiger Trend geworden ist. Ich finde es auch absolut legitim, wenn wir als Menschen uns selbst entscheiden, dass wir auf Fleisch oder tierische Produkte verzichten. Wenn das ganze richtig angestellt wird und man sich gut informiert, kommt es auch zu keiner Mangelernährung. Persönlich esse ich ab und an Geflügel, ganz selten mal einen guten Burger mit Rindfleisch oder Wild vom Jäger – aber das war es für mich an Fleisch. Veganer werde ich vermutlich nicht mehr, da meiner Meinung nach extrem viele vegane Produkte zu künstlich sind und ich Käse und Eier einfach zu sehr mag und nicht verzichten möchte.

Die meisten Veganer/Vegetarier verzichten aus ethischen Gründen auf Fleisch und/oder tierische Produkte. Das kann ich auch nachvollziehen. Wenn ich über wieder die A1 oder A2 längs fahre und an einem Schweintransporter vorbei komme, aus denen die Schweinschnäuzchen rausschauen… dann kann ich danach einfach kein Schnitzel essen. Diese Tiere (genauso wie die meisten Rinder, Hühner, uvm.) nur geboren werden um für menschlichen und tierischen Verzehr zu sterben.

Diese Ethik sollten wir – finde ich – jedoch beim Hund und vor allem bei der Katze nicht so anwenden. Katzen sind Fleischfresser und was anderes gehört in die Katze nicht rein, weil der Katze die Enzyme fehlen um pflanzliche Produkte zu verarbeiten, wie es z.B. ein Mensch oder ein Schaf kann. Und beim Hund… ja, da streiten sich nun die Geister.


Ich für mich sehe, dass der Hund die Aminosäuren aus tierischen Eiweißen definitiv braucht. Warum? Schauen wir uns doch mal ein vegetarisches Hundefutter an. Ich wähle ein Futter, welches in der Vergangenheit etwas für Schlagzeilen gesorgt hat, weil sie in einer TV-Sendung nach einem Investoren gesucht haben: VegDog.

Schauen wir uns die Sorte VegDog Adult No. 1 (Nassfutter) an:

Zusammensetzung
44,8% Kartoffeln, 12,1% Hirse, 11,2% Linsen, Erbsenprotein, 5,6% Spinat, Erbsenproteinpulver, Sonnenblumenöl, Lupine, Mineralstoffe, Erbsen, Sonnenblumenkerne, 1,5% Chiasamen, Algen, Kräuter, Bierhefe

Analytische Bestandteile
Rohprotein 7,9%, Rohfett 3,8%, Rohfaser 1,2%, Rohasche 2,1%, Feuchtigkeit 71,5%, Ca:P-Verhältnis 1,27:1, Puringehalt 30mg/100g

Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe je kg Futter
Vitamin A (3a672a) 4.000 IE; Vitamin D3 (E671) 560 IE; Vitamin B12 30 μg; Calcium-D-Pantothenat (3a841) 5 mg; L-Carnitin 480 mg; Taurin 500 mg; DL-Methionin (3c301) 3.000 mg; L-Threonin (3.3.1) 740 mg, L-Tryptophan (3.4.1) 260 mg; L-Valin (3c369) 620 mg, Eisen (Eisenglycin) (E1) 3 mg; Kupfer (Kupfer(II)-sulfat, Pentahydrat) (E4) 1,4 mg; Zink (Zinkoxid) (E6) 26 mg; Selen (Natriumselenit) (E8) 0,16 mg; Jod (Calciumjodat, wasserfrei) (E2) 0,44 mg

Fütterungsempfehlung für einen 10 kg Hund: 470 – 560 g (1 Dose enthält 400 g und kostet € 3,39 aufwärts)

Mein Eindruck des Futters:

  1. Als erstes fällt mir auf, dass die Liste an Zusatzstoffen enorm ist. Zusatzstoffe werden einem Futter hinzugefügt, wenn sie anderweitig in der Fütterung fehlen würden. Das heißt: Wenn ich den Hund rein vegan mit Gemüse aus dem Garten ernähre, wird er über kurz oder lang Mangelerscheinungen haben, weil ihm wichtige Aminosäuren, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente fehlen. Deshalb werden diese hier künstlich hinzugefügt! Vor allem die B-Vitamine sind meist in tierischen Bestandteilen enthalten.
  2. Aminosäuren, Vitamine, etc sind zu einem gewissen Teil im Gemüse enthalten. Effektiv ist davon jedoch bei weitem mehr Aminosäuren, Mineralstoffe, etc in tierischen Produkten – v.a. Fleisch, Fisch und Käse – enthalten. Hier werden nun Erbsen und Lupine mit „optimalem Aminosäurenprofil“ genannt. Und in der Tat enthalten diese einige wichtige Aminosäuren in fast so hohem Maße, wie Fleisch. Dennoch enthalten Hülsenfrüchte extrem viel Stärke, was ich nicht für jeden Hund empfehlen würde.
  3. Methionin: Dem Futter sind nun 3000 mg/kg Methionin zugesetzt. Wenn wir nun von der Fütterungsempfehlung von 470 – 560 g Futter ausgehen, nimmt der Hund 1410 – 1680 mg synthetisches Methionin zu sich. Zum einen ist Methionin wichtig, um Fett in der Leber zu verstoffwechseln. In der künstlichen Form DL-Methionin (wie es hier der Fall ist), wird es jedoch bei Diätfuttermitteln gegen Struvitsteine eingesetzt. Warum? Weil DL-Methionin den Urin ansäuert, damit sich Struvitsteine auflösen.
    1. Wie entstehen Struvitsteine? Wenn der Urin zu alkalisch ist. Das kann daher kommen, dass die Ernährung zu pflanzlich ist (pflanzliche Bestandteile sind alkalisch, tierische Bestandteile sind sauer) oder, dass ein Ungleichgewicht in der Mineralstoffzugabe besteht (Calcium, Magnesium sind z.B. alkalisch, Phosphor und Schwefel sind sauer).
    2. Wir haben hier ein Futter, was rein pflanzlich ist und demnach den Urin alkalisch macht, was die Struvitsteinbildung begünstigen kann. Mit einem Übermaß an synthetischen DL-Methionin würde das wieder aufgehoben werden. Was jedoch passieren kann: bei Dauerhafter Gabe von DL-Methionin kann der Urin zu sauer werden, was die Gabe von Calciumoxalatsteinen begünstigt.
  4. Kohlehydrate und Stärke: Würde ich einem Hund einen BARF-Plan schreiben, dann würde ich den pflanzlichen Anteil bei einem gesunden Hund auf maximal 30 % setzen (eher niedriger) und den Kohlehydrat-Anteil bei maximal 10 %, sofern der Hund diese überhaupt benötigt. Kohlehydrate liefern schnelle Energie, so dass man diese z.B. bei Arbeitshunden oder Sporthunden einsetzt. Auch bei einigen Krankheiten kann es sinnvoll sein Kartoffeln einzusetzen. Der Blutzuckerspiegel steigt beim Einsatz von Kartoffeln z.B. sehr stark und schnell an und fällt auch schnell wieder. Kohlehydrate sind jedoch auch schlechter verwertbar. Deshalb kann es zu Blähungen kommen, die Darmflora kann sich verschieben und es ist wahrscheinlich, dass der Hund sehr viel mehr koten wird, als bei einer anderen Ernährungsform. Nicht umsonst heißt es beim Menschen: Erbsen, Bohnen und Linsen, bringen den A***h zum Grinsen. 😉
  5. Diabetiker: Für Diabetiker ist dieses Futter alles andere als geeignet. Der Blutzuckerspiegel sollten bei Diabetiker-Hunden so konstant wie möglich gehalten werden und die Fütterung muss zwingend ohne jeglichen Kohlhydrate sein. Dafür schaut ihr euch den NfE-Wert an, welcher errechnet werden muss. Dafür gibt es in inzwischen eine App, die Website https://nfe-rechner.de/ oder ihr rechnet es selbst aus:
    1. 100 – Rohprotein – Rohfett – Rohfaser – Rohasche – Feuchtigkeit = NfE
    2. (NfE / (100 – Feuchtigkeit)) * 100 = NfE in der Trockensubstanz
    3. In diesem Fall sind das: 100 – 7,9 – 3,8 – 1,2 – 2,1 – 71,5 = 13,5 à (13,5/ (100 – 71,5)) * 100 = (13,5 / 28,5) *100 = 47,37. Für einen Diabetiker absolut ungeeignet!

Das sind nun nur einige Punkte.


Der Fairness halber schauen wir kurz auf ein weiteres vegetarisches Hundefutter: VeggieDog Grainfree.

Zusammensetzung: getrocknete Kartoffel 41,0 %; Erbsenmehl (natürliche Quelle für Aminosäuren) 14,0 %; Kartoffeleiweiß; Sonnenblumenöl; teilweise hydrolisierte Hefe; Mineralstoffe; Rübenfaser; Apfelfaser 3,0 %; hydrolisiertes pflanzliches Eiweiß; gemahlene Chicorée-Wurzel (natürliche Quelle von Inulin); Kräuter, Früchte (Himbeere, Pfefferminz, Petersilie, Kamille, Hagebutten, Süßholzwurzel, Aronia, Bockshornkleesaat, Blaubeere, Ringelblumen, Fenchel) 0,1 %; getrocknete Algen 0,05 %.

Analytische Bestandteile: Rohprotein 20 %, Rohfett 12 %, Rohfaser 2,5 %, Rohasche 6,8 %, Feuchtigkeit 7%

Ihr seht schon, dass es sich hier um ein Trockenfutter handelt, was an sich schon nicht der Renner ist. Ansonsten haben wir hier jedoch einen unglaublich riesigen Stärkeanteil. Auf der Website könnt ihr euch die Produktinformationen herunter laden und werden feststellen, dass auch hier ein riesiger Anteil an Zusätzen vorhanden sind, damit der Hund keinen Nährstoffmangel erleidet.

Die Fütterungsempfehlung für einen 10 kg Hund ist bei 85 g – 145 g, was an sich ebenfalls wieder eine riesige Spanne ist.


Fakt ist: Es gibt keine Langzeitstudien zur Fütterung von veganem Futter. Die meisten Studien schauen auf einen Zeitraum von 6 Monaten, was auch bedeutet, dass keine Langzeitfolgen messbar sind.

Die Diplomarbeit von einer Absolventin der Tiermedizinischen Universität in Wien hat sich 2014 diesem Thema angenommen und eine Studie mit über 200 Hunden und Katzen durchgeführt. Klinisch untersucht wurden am Ende der Studie 35 dieser Tiere (was jedoch eher mit den Tierhaltern zusammenhing). Die Tiere schienen gesund, es wurde jedoch auch gesagt, dass weitere Studien notwendig sind. Ein Ergebnis war jedoch, dass 90 % der teilnehmenden Tierhalter ihre Tiere aus moralischen, ethischen oder Tierschutz-Gründen vegan ernähren.


Mein Fazit zur veganen Ernährung von Hunden

Ich gehe davon aus, dass man den Hund mit einem veganen Fertigfutter ernähren kann, wenn man dies unbedingt möchte. Man muss sich aber Bewusst machen, dass diese Ernährung alles andere als Artgerecht ist und dass die meisten essentiellen Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und zum Teil die Aminosäuren künstlicher Natur sind und das Futter somit einer Astronautennahrung ähnlich ist.

Keine Frage: Vegan ist „in“ und hat seine Berechtigung. Und ja, wenn wir alle weniger Fleisch essen, tragen wir sicher dazu bei, dass weniger Tiere leiden und es der Umwelt auch ein wenig besser gehen wird. ABER: Viele Vegane Produkte sind extrem prozessiert – sowohl für den Menschen, als auch für unsere Tiere. Es gibt vegane „Wurst“. Es gibt veganen Käse oder Gemüseaufstriche. Fast alle sind mit künstlichen Antioxidantien, Farbstoffen, Konservierungsstoffen, etc versehen. Wie gesund ist das?

Ist das wirklich, was wir wollen und ist das wirklich das Beste für uns und unsere 4-Beiner?

Veganes Katzenfutter – das geht für mich überhaupt gar nicht und zählt für mich zu Tierquälerei! Und dennoch kann man auch das bereits kaufen. Die Katze ist ein Fleischfresser!

Veganes Hundefutter – wäre für mich keine eine Option, es sei denn es würde sich herausstellen, dass mein Hund keine einzige Fleischsorte (inkl. Alligator, Strauß und Insekten) verträgt.

Und es ist traurig, dass es Tierschutzorganisationen gibt, die die Fütterung mit veganem Hundefutter und sogar Katzenfutter empfehlen.

Wenn ihr weitere Fragen habt, meldet euch bitte. In diesem Sinne: Passt auf eure Fellkinder auf!

Eure Nicole

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